"Bei der EU liegen die Nerven blank"

tagesschau.de nölt am 28.1.: "AstraZeneca und die EU: Machtprobe beim Impfstoff":

»Weniger Impfstoff als erhofft und der Vorwurf, man habe zu wenig bestellt. Und nun AstraZeneca: Warum behan­delt der Pharma-Riese die EU wie einen läs­ti­gen Geschäftspartner?«

Die bei­den KorrespondentInnen des "ARD-Studios Brüssel" begrei­fen das Offensichtliche nicht. Die EU ist ein Geschäftspartner und die Konzerne sit­zen am län­ge­ren Hebel.

»Anfang Januar war der Impfstoff von AstraZeneca noch ein Hoffnungsträger: Preislich viel güns­ti­ger als das Konkurrenzprodukt von BioNtech und Pfizer, außer­dem ein­fa­cher zu ver­imp­fen, auch in Arztpraxen, ohne auf­wen­di­ge Tiefkühlung. Mindestens 300 Millionen Dosen hat­te die EU mit AstraZeneca vereinbart.

Am ver­gan­ge­nen Freitag schickt der Konzern die ers­te Hiobsbotschaft nach Brüssel: Weniger als die Hälfte der zuge­si­cher­ten Impfstoffdosen könn­ten gelie­fert wer­den. Statt 80 Millionen Dosen nur 31 Millionen im ers­ten Quartal. Die Begründung – Engpässe in einem bel­gi­schen Werk – löst in Brüssel bis­si­ge Fragen aus: Warum wer­den nur die Lieferungen für die EU gedros­selt, wäh­rend Großbritannien sei­ne Impfstoffdosen im vol­len Umfang bekommt?«

Wer sich auf den Markt begibt, kommt dar­in um, schlimmstenfalls.

Philanthropischer Konzern

»EU gab Millionen für die Impfstoff-Entwicklung
AstraZeneca gehört zu den Pharmaunternehmen, die von der Europäischen Union mit meh­re­ren Hundert Millionen Euro unter­stützt wer­den. 336 Millionen sind allein für AstraZeneca reser­viert. Damit soll­te die Forschung am Impfstoff beschleu­nigt und die schnel­le Produktion gesi­chert wer­den. Ein Teil des Geldes ist schon geflos­sen, voll­stän­dig aus­ge­zahlt ist der Beitrag noch nicht.

Man habe viel vor­fi­nan­ziert, sagt Kommissionschefin Ursula von der Leyen beim digi­ta­len Weltwirtschaftsforum von Davos, jetzt müs­se auch gelie­fert wer­den. Im glei­chen Forum spricht auch AstraZeneca-Chef Pascal Soriot. Mit kei­nem Wort geht er auf die Vorwürfe aus der EU ein. Stattdessen Appelle an die welt­wei­te Solidarität im Kampf gegen das Coronavirus. "Wir sind nur sicher, wenn alle sicher sind", erklärt der Pharmachef, des­halb habe AstraZeneca ent­schie­den, den Impfstoff gemein­nüt­zig zu ent­wi­ckeln: "Wir ver­die­nen kein Geld mit dem Mittel."«

Jaja, die Philanthropen…

https://www.finanzen.net/aktien/astrazeneca-aktie

»Wertzuwachs durch Corona-Vakzin

Soriot hat das bri­tisch-schwe­di­sche Unternehmen vor mehr als sechs Jahren auf Erfolgskurs gebracht. Damals woll­te Weltmarkführer Pfizer den Arzneimittelhersteller über­neh­men – für einen gigan­ti­schen Preis: 117 Milliarden Dollar habe Pfizer gebo­ten. Doch Soriot lehn­te ab, glaub­te an eine eige­ne Zukunft – und hat Recht behalten.

Erst im Dezember hat AstraZeneca selbst einen wich­ti­gen US-Konkurrenzen über­nom­men und sich in den ver­gan­ge­nen Jahren inter­na­tio­nal mit der Forschung und der Herstellung von Medikamenten gegen Krebs oder gegen Diabetes einen Namen gemacht. Das <Unternehmen ent­wi­ckelt zudem Präparate gegen äußerst sel­te­ne Erkrankungen. Analysten zufol­ge zeigt auch die Entwicklung des Corona-Impfstoffs das Potential des Konzerns. In jedem Fall hat AstraZeneca sich damit end­gül­tig inter­na­tio­na­le Bekanntheit gesi­chert – und wei­te­ren Wertzuwachs. Ein Konzern, an dem inzwi­schen nie­mand mehr vor­bei kommt – jeden­falls dann nicht, wenn es um spe­zi­el­le Pharmazeutika gegen schwe­re Krankheiten geht. Corona gehört defi­ni­tiv dazu…

Vertrauenverlust [sic] für AstraZeneca?

AstraZenecas Machtprobe mit der EU wer­de einen Vertrauensverlust für das Unternehmen zur Folge haben, sagt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. "Das wird sich am Börsenwert zei­gen", pro­phe­zeit der Gesundheitsexperte. "Ein Unternehmen, das sei­nen Ruf auf dem größ­ten Markt der Welt kom­plett rui­niert, wird lang­fris­tig Schaden davontragen."…«

Wieder mal soll es der Markt rich­ten. Dabei kann man ange­sichts der Milliardensubventionen an die Pharmakonzerne noch nicht ein­mal von Marktwirtschaft spre­chen. Das Desaster um all die Firmen, die nur wenig oder sogar gar nicht lie­fern, zeigt über­deut­lich: Daseinsvorsorge – neh­men wir kurz ein­mal an, bei den Impfungen han­de­le es sich dar­um – gehört nicht auf den Markt.

17 Antworten auf „"Bei der EU liegen die Nerven blank"“

  1. ASTRA Z. setzt im ORF Pharma-Lobbyisten aus dem Hause ASTRA Z. auf C. Arvay an. Danach wird der Beitrag dem Publikum fach­ge­recht ser­viert: geschnit­ten und geframed. 

    Mafia regiert.

    Ich ver­lin­ke mal auf Volker, bei der Tube bin ich nicht sicher, ob er da noch lan­ge existiert…

    https://blog.fdik.org/2021–01/s1611876433

  2. Lästig wird ein Geschäftspartner meist, wenn der Lieferant weiß, dass spä­tes­tens nach der Lieferung Stress ent­steht. Zum Beispiel bei Minderleistung oder schlech­ter Leistung des Produkts.

  3. Das Desaster um all die Firmen, die nur wenig oder sogar gar nicht lie­fern, zeigt über­deut­lich: Daseinsvorsorge – neh­men wir kurz ein­mal an, bei den Impfungen han­de­le es sich dar­um – gehört nicht auf den Markt.

    So ist es! Und das gilt nicht nur für den Bereich Gesundheit, auch für Nahrungsmittel und Wasser. Weder soll­ten Konzerne Quellen besit­zen noch soll­te der Handel mit Lebensmitteln an der Börse erlaubt sein.
    Was mich aber zuse­hends umtreibt: was kön­nen wir dage­gen tun? Proteste und Petitionen ver­hal­len unge­hört oder ihre Teilnehmer wer­den dis­kre­di­tiert . Wo kön­nen wir noch den Hebel ansetzen?

    1. @Edith: Wir müs­sen uns dar­auf besin­nen, daß wir da vor einem Jahr schon ein­mal viel wei­ter waren. Diese Themen wur­den breit dis­ku­tiert, es gab vie­le, vie­le Demos und Aktionen. Wie pas­send kam da eine Pandemie! Viele AktivistInnen – nicht alle – sind bis heu­te ein­ge­schüch­tert, ver­wei­gern Analyse und Debatte, man­che wäh­nen sich in einem Boot mit Merkel, Kurz und Orban, mit Pfizer und Gates. Ganz lang­sam mer­ken sie nun, daß die Polizeistaatmethoden, mit denen man­gels Akzeptanz die "Maßnahmen" durch­ge­setzt wer­den, sich auch gegen sie rich­ten. Es bleibt zu hof­fen, daß sie das wie­der zurück auf die Straßen und Versammlungsräume treibt.

  4. Tote nach zwei­ter Impfung: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/tote-nach-corona-ausbruch-in-altenheim-trotz-impfung100.html ‑natür­lich haben sie sich vor der zwei­ten Impfung infi­ziert (Immerhin drei Wochen nach der ers­ten, die ja auch schon vor schwe­ren Verläufen schüt­zen soll).
    Auch Beschäftigte im Pflegeheim zei­gen schwe­re Verläufe – hat­ten die­se auch die zwei­te Impfung?
    Gestern hieß es noch mil­de Verläufe dank Impfung: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/corona-ausbruch-in-altenheim-trotz-impfung-100.html

    1. Ergänzung: Jetzt ist der Artikel geän­dert. (Stand 29.01.2021, 14 Uhr 42) Während es in der Fassung gegen 13 Uhr 30 noch hieß zwei Gestorbene sei­en bereits zum zwei­ten Mal geimpft wor­den, soll es jetzt so sein: "Die 78-jäh­ri­ge Frau und der 67 Jahre alte Mann hät­ten, so die Heimleitung, jeweils nur eine Schutz-Impfung bekom­men. Beide sei­en durch Vorerkrankungen bereits geschwächt gewe­sen. Mit dem Corona-Ausbruch ver­schlech­ter­te sich ihr Zustand."
      Zum Teil wird in der Presse schon ver­sucht, den unge­impf­ten Beschäftigten die Schuld am "Ausbruch" nach der Impfung zuzuschieben.

      1. Laurentiushaus in Olching:
        "Ein Jahr lang… coro­nafrei" Nach der zwei­ten Impfung 18 Senioren und sechs Mitarbeiter posi­tiv getes­tet: https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/fuerstenfeldbruck-ort65548/corona-fuerstenfeldbruck-ausbruch-altenheim-impfung-senioren-mitarbeiter-mutation-news-aktuell-90185079.html
        Natürlich wie­der rei­ner Zufall und „Ob sie sich vor oder nach der zwei­ten Impfung ange­steckt haben kann der­zeit nie­mand sagen“

  5. Merck zieht zurück, Astra "kann" nicht lie­fern .… böse Kapitalisten bre­chen Verträge und lie­fern der guten Impfstoff nicht. Ui. 

    Schönes Häppchen für Kapitalgläubige Linke. 

    Sie fra­gen nicht mehr, ob das Narrativ der Berichterstattung hier über­haupt plau­si­bel ist.

    Warum?

    Es passt zum eige­nen lin­ken Narrativ: böser Konzern neppt "unse­ren" zwar däm­li­chen, aber doch iwie lie­ben Volksvertreter.

          1. Eine Applikation für die PDF-Lektüre stellt NATÜRLICH kei­ne for­mel­le Quellenangabe dar – lässt sich ihr aber pro­blem­los ent­neh­men. Da ich hier kei­ne Bilder pos­ten kann, nach­ste­hend 2 Tweets mit erläu­tern­den Pics:

            https://twitter.com/DrKassandraPari/status/1355204603957096449

            https://twitter.com/DrKassandraPari/status/1355205086234996736

            Mit
            APA_-_AstraZeneca.pdf.pdf
            sodann ab über Google …

            Da fällt einem die Datei schon von ver­schie­de­nen Webseiten entgegen.
            Außerdem:

            Vaccines: con­tract bet­ween European Commission and AstraZeneca now publis­hed https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_21_302

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