Mit dieser Überschrift ist ein Artikel auf finanzen.net vom 27.12. versehen. Man kann ihn so lesen, daß CEO Ugur Sahin, der in 12 Jahren kein einziges Produkt auf den Markt gebracht hat, lediglich ein Strohmann ist, einer, der bei möglichen Haftungsfällen schnell zahlungsunfähig sein wird.
»Das in Mainz beheimatete Biotechnologieunternehmen BioNTech kannten bis vor wenigen Monaten nur die wenigsten. Denn das Unternehmen, welches über 1.300 Mitarbeiter beschäftigt, konnte seit seiner Existenz noch kein einziges Präparat auf den Markt bringen.
Vom Krebsmedikament zum Corona-Impfstoff
Dabei forscht der Konzern seit dem Gründungsjahr 2008 an einer Immuntherapie, die für jeden einzelnen Krebspatienten individualisiert angeboten werden soll. Das Ziel des Unternehmens ist es nämlich, zukunftsweisende Therapien gegen Krebs und andere schwere Erkrankungen zu entwickeln, die sehr individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt sind…
Mit rund 20 möglichen Produktkandidaten in der Pipeline, zehn Produktkandidaten in klinischen Studien und über 440 behandelten Patienten, die insgesamt 17 verschiedenen Tumorarten aufwiesen, hat der Konzern in den vergangen zwölf Jahren zwar viel erreicht, der große Durchbruch blieb auf diesem Fachgebiet dennoch aus.
BioNTech legt seinen Forschungsschwerpunkt bei der Entwicklung einer individualisierten Krebstherapie dabei hauptsächlich auf Medikamente, die eine Anpassung der mRNA vornehmen. Mit einem Präparat auf mRNA-Basis lassen sich jedoch nicht nur Krebstumore behandelt, sondern auch Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten entwickeln. So können mit dem sogenannten Messenger-RNA Teile des Erbmaterials von Tumorzellen oder Viren umbaut werden, die wiederum auf das Immunsystem reagieren. Aufgrund dieser Tatsache haben die BioNTech-Wissenschaftler seit dem Ausbruch der Pandemie nicht mehr nur nach einem Krebsmedikament geforscht, sondern verstärkt nach einem wirkungsvollen COVID-19-Impfstoff.
Projekt Lightspeed – in Rekordzeit zum Impfstoff
Während es dem Mainzer Konzern innerhalb seiner 12-jährigen Firmengeschichte nicht gelang einen großen Durchbruch mit einer individualisierten Krebsimmuntherapie zu feiern, ging es bei einem Impfstoff gegen das Corona-Virus blitzschnell. So entwickelte der Konzern zusammen mit Pfizer innerhalb von nur zehn Monaten den Impfstoff BNT162b2, welcher nun eine über 90-prozentige Wirksamkeit gegen das Corona-Virus verspricht…
In weiser Voraussicht legte Sahin zusammen mit seinen Vorstandskollegen und dem Aufsichtsrat daraufhin eine neue Unternehmensstrategie fest, die sich mit dem neuartigen Virus aus China beschäftigen sollte. Das neue Vorhaben von BioNTech, welches Projekt Lightspeed getauft wurde, fokussierte sich somit schon vor den ersten bekannten Krankheitsfällen in Deutschland auf die Entwicklung eines Impfstoffs.
Der Erfolg von BioNTech macht den Gründer zum Multimilliardär
Der Weitblick und die Intuition von Prof. Dr. Ugur Sahin haben sich nun mehr als ausgezahlt. So konnte die Impfstoff-Nachricht der BioNTech-Aktie, welche sich schon seit ihrem Börsengang in einem Aufwärtstrend befindet, neuen Schwung verleihen. Während der Ausgabekurs der BioNTech-Papiere an der Nasdaq zum Börsengang Mitte Oktober 2019 noch bei 15 US-Dollar lag, notieren die Anteilsscheine nun schon bei rund 125 US-Dollar und somit gut 730 Prozent höher.
Gleichzeitig erhöhte sich natürlich auch die Marktkapitalisierung der Gesellschaft von 3,4 Milliarden US-Dollar auf aktuell rund 28 Milliarden US-Dollar. Sahin, der das Unternehmen zusammen mit seiner Ehefrau Özlem Türeci gegründet hat, wurde so innerhalb weniger Monate zum Multimilliardär, da er einen 18%-Anteil an BioNTech kontrolliert. Da sich der Wert dieses Anteils gegenwärtig auf ca. 5,1 Milliarden US-Dollar beläuft, ist der BioNTech-CEO nun einer der 500 reichsten Menschen der Welt.
Die Strüngmann-Zwillinge gehören zu den wahren Profiteuren
Zu den 500 reichsten Menschen der Welt zählen in diesem Zusammenhang auch die Zwillinge Andreas und Thomas Strüngmann. Im Gegensatz zum BioNTech-Gründer Sahin besitzen die beiden Unternehmer jedoch nicht nur einen Minderheitsanteil von 18 Prozent, sondern rund die Hälfte des Konzerns. Die exorbitante Kursentwicklung der BioNTech-Anteilsscheine hat das Vermögen der Zwillinge dementsprechend auf mindestens 14 Milliarden US-Dollar anwachsen lassen.
Die eineiigen Zwillinge sind die Gründer des Pharmaunternehmens Hexal aus Holzkirchen in Bayern. Der Verkauf des deutschen Generika-Herstellers an Novartis im Frühjahr 2015 brachte den Zwillingen dabei ein Vermögen in Höhe von rund 5,6 Milliarden Euro ein. Mit einem Teil dieses Geldes kaufte sich das Family Office der Brüder dann bei BioNTech und weiteren Biotechnologieunternehmen ein.
Der BioNTech-Konzern befindet sich in festen Händen
Die Strüngmann-Brüder besitzen zusammen mit dem Firmenchef Sahin knapp 60 Prozent des Mainzer Biotechnologiekonzerns. Dementsprechend müssen sich alle weiteren intentionellen und privaten Investoren einen Anteil von rund 40 Prozent teilen.
Mit Aktienpaketen in Höhe von insgesamt 4,48, 4,12, 1,77 und 1,73 Millionen Stück gehören die Vermögensverwalter Fidelity, Primecap Management, Artisan Partners und Invus Public Equities zu den größten institutionellen Investoren von BioNTech.
Weitere Minderheitsanteile liegen darüber hinaus in den Händen bekannter Investmentgesellschaften wie der Redmile Group, T. Rowe Price, Janus Capital, Columbia Management Investment, Invesco Advisers und Wellington Management. Den großen Aktienpaketen entsprechend, die von den Strüngmann-Brüdern, einigen institutionellen Investoren und Prof. Dr. Sahin gehalten werden, steht dem öffentlichen Börsenhandel somit nur eine sehr begrenzte Anzahl an BioNTech-Papieren zur Verfügung.«
Ergänzend sollte in Erinnerung gerufen werden, was die FAZ am 15.9. schrieb:
»Für seine Forschungen an einem Impfstoff gegen das Coronavirus erhält das Mainzer Biotechnologieunternehmen Biontech vom Bundesforschungsministerium einen dreistelligen Millionenbetrag. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, sollen bis zu 375 Millionen Euro an Biontech fließen. Mit dem Geld soll die Entwicklung eines Impfstoffs beschleunigt werden. "Die Förderung ist ein wichtiger Beitrag, um die Entwicklung und den Ausbau unserer Produktionskapazitäten für einen Covid-19-Impfstoff in Deutschland zu beschleunigen", sagte Biontech-Gründer und Vorstandschef Ugur Sahin.«
Weitere Titel in der FAZ zu Biontech und Sahin sind überschrieben mit "Bis zu 600 Millionen Dosen Impfstoff für Amerika", "Impfstoff-Hersteller Biontech überzeugt Anleger – 10 Prozent Kursplus", "250 Millionen Euro für Biontech", "Geld für deutsche Impfstoff-Hoffnung", "Mit 'Warp Speed' Richtung Impfstoff", "Der Hoffnungsträger", "Wie Biontech gegen Corona kämpft", "Geld von Bill Gates für Mainzer Forscher" – insgesamt 31 seit dem Jahr 2018 (Stand 7.10.).
Lesenswert weiter: Biontech: An der Goldgrube, Was wußte BioNTech schon 2019?. Zur Rolle der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung auch Wer ist Biontech?.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)
Das erinnert mich sehr stark an den Krieg gegen Krebs. [1] Nachdem nach jahrelanger Forschung klar wurde, dass sich da keine schnellen Erfolge erzielen lassen, kam den meisten Krebsforschern HIV/AIDS gerade recht, um auf ein neues Gebiet umzusatteln. Ein Medikament wie AZT konnte auch gleich von der Krebs- zur AIDS-Therapie herübergerettet werden.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/War_on_Cancer
Schon gehabt? "Wem gehört Biontech": https://kuehmelpapers.blog/2022/01/09/wem-gehoert-biontech/