Immer neue Vorwürfe muß Christian Drosten ertragen. Anstatt wie der Rest der Welt seine Expertise anzuerkennen, finden sich immer mehr Neider und Leute, die aus Erwerbsinteresse seinen Ruf in Frage stellen wollen. Gut, daß wir in unserer Demokratie seriöse Medien haben, die dies nicht zulassen!
Eine der perfiden Unterstellungen bezieht sich auf einen Artikel auf rp-online.de. Dabei stammt der Beitrag aus dem Jahr 2015 und kann schon deshalb keinen Bezug zur Corona-Krise haben. Er trägt den Titel "Wie Touristen für ein paar Tage zu Heiligen werden" und informiert:
»Besonders zu Weihnachten und anderen religiösen Hochfesten tritt in Jerusalem ein skurriles psychiatrisches Phänomen zutage. Jedes Jahr werden Dutzende ausländischer Touristen dort vom Jerusalem-Syndrom befallen: Plötzlich halten sie sich für Maria, Jesus oder Moses…
Die religiöse und historische Gewalt dieser alten Stadt überwältigt immer wieder aufs Neue Touristen und bringt sie vorübergehend um den Verstand. Fernab der Heimat meinen sie, eine Figur aus der Bibel zu verkörpern. In die Rolle eines biblischen Charakters geschlüpft, deuten sie die Zeichen der heiligen Schrift. Andere verkünden den Weltfrieden oder sehen sich berufen, die Welt zu retten. Es wird von einer Frau erzählt, die in der Geburtskirche in Bethlehem ihr Kind entbinden wollte. Sie hielt sich für die Jungfrau Maria. Andere geben vor Johannes der Täufer zu sein, Moses oder König David…
Nicht nur psychisch labile Menschen geraten in diesen Sog. Auch gesunde Menschen verfallen manchmal urplötzlich religiösen Wahnvorstellungen. Manche versteigen sich in ihre persönlichen Vorstellung vom antiken Jerusalem. Die lange herbeigesehnte Reise wird dann zum Auslöser einer schweren psychischen Krise.
Die Zahl der Betroffenen ist so groß, dass das Jerusalemer Herzog Memorial Hospital eine eigene Abteilung für die Behandlung derart Kranker gegründet hat. Dort nehmen sich Professor Eliezer Witztum und auch Dr. Moshe Kalian, beides renommierte Psychiater, der Verwirrten an. Seit mehreren Jahrzehnten beschäftigen sie sich mit dem besonderen Wahnsinn, der von der Stadt Davids ausgeht.
Vor allem während christlicher oder jüdischer Feiertage wie Weihnachten oder Ostern beobachten sie eine Zunahme des spontanen Persönlichkeitswechsels. Zum Heilsbringer berufen, funktionieren die Betroffenen weißen Hotelbettlaken zu Tuniken um und pilgern laut singend und betend zu den heiligen Stätten. Solche Auswüchse gelten als die ersten Anzeichen der Erkrankung und sind dem israelischen Außenministerium ebenso wie zahlreichen Reiseveranstaltern bekannt…
Was andere mit den Betroffenen erleben ist meist aber dramatisch. Oft setzen sie sich von ihren Familien oder Reisegruppen ab, weil sie das Bedürfnis verspüren, auf sich allein gestellt zu sein. Zwanghafte rituelle Waschungen gehören ebenso zur unerwarteten Metamorphose wie auch die äußere Veränderung — Betroffene lassen sich einen Bart wachsen oder hüllen sich in altertümlich Gewänder. Äußerlich gleichen sie sich auf diese Weise der biblischen Figur an, die sie zu sein glauben.«
Es werden drei Typen von Erkrankungen unterschieden.
»Typ I ist medizinisch vorerkrankt, ist beispielsweise manisch-depressiv oder schizophren. Die Reise nach Jerusalem oder auch öffentliche Auftritte mit Predigt und Gebeten sind Ausdruck ihrer allgemeinen Krankheit. Typ II ist grundsätzlich anfällig für psychische Erkrankungen. Die Betroffenen reisen nach Jerusalem und haben im Geiste ihre fixe Idee schon mit im Gepäck. Zu Typ III zählen die wenigsten Menschen: Sie kommen als normale Touristen in die Heilige Stadt und werden erst dort plötzlich psychotisch.
Einige Experten bezweifeln heute jedoch, dass es diese Form überhaupt gebe. Andere ordnen das Phänomen meist den akuten, vorübergehenden psychotischen Störungen zu. Diese können mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Erlösungsphantasien einhergehen. Besonders bei schizophrenen Patienten ist das so. Was aber in den anderen Typologien zu solch seltsamen Auswüchsen führt, ist ein Rätsel für Mediziner und Psychiater. Es gibt Raum für Spekulationen wie etwa der, es treffe Menschen, die sich in einer Lebenskrise befänden. Diese entlade sich in der religiös geprägten Stadt. Jens Clausen, hingegen vermutet als Auslöser die durch Urlaubssehnsüchte und Reisestress verlorene innere Balance…
Als behandlungsbedürftig gilt das Jerusalem-Syndrom meist erst, wenn die Betroffenen "Zeichen von Selbst- oder Fremdgefährdung erkennen lassen", so Dr. Jens Clausen in einem Fachbeitrag in "Psychologie heute". Die Jerusalemer Psychiater Witzmann und Moshe berichten so zum Beispiel in ihrem Buch "Jerusalem of Holiness and Madness von einem Niederländer namens Tobias. Er behauptete der neue Messias zu sein und wird schließlich in vollkommen dehydrierten Zustand und mit schweren Erschöpfungssyndromen in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen.
Nicht immer muss die Behandlung so schwierig sein, wie die von schizophrenen Patienten. In manchen Fällen reicht es aus, die Betroffenen aus der Stadt zu bringen. Nach einigen Tagen lassen die Symptome von selbst wieder nach. Bei anderen lässt die Psychose unter Behandlung nach. Vielen ist ihre seltsame Verwandlung unangenehm. Wieder klar bei Verstand, mögen sie nach Beschreibung der Psychiater meist nicht mehr darüber reden. Nur in seltenen Fällen bleibt eine anhaltende Identitätsstörung.
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