Lauterbach warnt vor Klospülung

Gleich zwei Warnungen spricht Karl Lauterbach auf merkur.de am 5.9. aus.

»"Unappetitliche"-Aerosole: Studie offen­bart neu­en Corona-Übertragungs­weg – Lauterbach warnt vor "Kamineffekt"« und »Coronavirus: Lauterbach warnt vor Aerosol-Übertragung in Hochhaus«.

Das Blatt infor­miert, daß "offen­bar" Aerosole bei der Übertragung des Coronavirus eine Rolle spie­len. Als Beleg wird etwa angeführt:

»US-Forscher der Universität Florida haben vor kur­zem nach­ge­wie­sen, dass anste­cken­de Coronaviren an Aerosolen kle­ben. Allerdings muss die Studie noch das Peer-Review-Verfahren durch­lau­fen. Ob die Viruslast auf den Schwebeteilchen tat­säch­lich eine Coronavirus-Infektion aus­lö­sen kann, haben die Forscher jedoch nicht untersucht.«

»"Unappetitlich" – bezeich­net SPD-Politiker Karl Lauterbach jetzt eine Studie, die sich mit einer beson­de­ren Art der Ausbreitung von Aerosolen befasst, näm­lich mit Aerosolen einer Toilettenspülung von Coronavirus-Infizierten in einem Hochhaus. Die Forscher haben über 200 Luft- und Oberflächenproben unter­sucht und kom­men zu dem Schluss, dass sich die Bewohner in dem Gebäudekomplex offen­bar im Badezimmer durch virus­be­la­de­ne Luft-Aerosole – im Badezimmer ange­steckt haben.«

Immerhin wird ein Tweet Lauterbachs abge­bil­det, der ihm gleich auch ein Dementi ermöglicht:

Anders als der Merkur meint, hält Lauterbach wohl nicht die Studie für unap­pe­tit­lich. Daß er eine unbe­stä­tig­te Untersuchung zur Selbstdarstellung als Warner der Nation nutzt, erstaunt ver­mut­lich nie­man­den mehr.

Was steht in der Studie?

Es geht um einen Ausbruch zwi­schen dem 26. Januar und dem 13. Februar im chi­ne­si­schen Guangzhou mit 9 "Fällen". Vom 9. bis 19. Februar wur­de eine "erwei­ter­te Kontaktverfolgung" durch­ge­führt. Vom 11. bis 19. Februar wur­den 237 Oberflächen- und Luftproben aus dem Gebäude entnommen.

»Ergebnisse:
9 infi­zier­te Patienten in 3 Familien wur­den iden­ti­fi­ziert. Die ers­te Familie hat­te eine Vorgeschichte von Reisen zum Epizentrum Wuhan der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19), wäh­rend die ande­ren bei­den Familien kei­ne Reiseanamnese hat­ten und spä­ter Symptome auf­tra­ten. Es wur­den kei­ne Beweise für die Übertragung über den Aufzug oder anders­wo gefun­den. Die Familien leb­ten in 3 ver­ti­kal aus­ge­rich­te­ten Wohnungen, die durch Abflussrohre in den Hauptbädern ver­bun­den waren. Sowohl die beob­ach­te­ten Infektionen als auch die Positionen posi­ti­ver Umweltproben stim­men mit der ver­ti­ka­len Ausbreitung virus­be­la­de­ner Aerosole über die­se Kamine und Entlüftungsöffnungen überein.«

So sind die Wissenschaftler vorgegangen:

»Design:
Epidemiologische Untersuchung und quan­ti­ta­ti­ve Analyse der Kettenreaktion der rever­sen Transkriptase-Polymerase an Rachenabstrichen der Teilnehmer; 237 Oberflächen- und Luftproben von 11 der 83 Wohnungen im Gebäude, in öffent­li­chen Bereichen und in Gebäude­entwässerungssystemen; und Tracergas, das als Ersatz für virus­be­la­de­ne Aerosole im Abwassersystem in die Badezimmer frei­ge­setzt wird…

Fazit:
Aufgrund von Indizien könn­te die Übertragung von Aerosolen im Stuhl den Ausbruch von COVID-19 in der Community in die­sem Hochhaus ver­ur­sacht haben.«

Sie spre­chen von einer Möglichkeit. Zugleich tei­len sie über die betrof­fe­nen Familien mit, deren ers­te 5 Mitglieder mit Infektionen von Reisen mitbrachten:

»Bei Familie B tra­ten die Symptome am 1. Februar auf. Es ist am wahr­schein­lichs­ten, dass sie von Familie A infi­ziert wur­den, wäh­rend für Familie C ver­schie­de­ne Möglichkeiten bestehen, z. B. dass Person C1 von einem Mitglied der Familie A oder B infi­ziert wird und Person C2 von C1 infi­ziert wird…

Die Familien B und C hat­ten kei­ne Reisegeschichte oder engen Kontakt zu ande­ren bestä­tig­ten Fällen, ein­schließ­lich Mitgliedern der Familie A. Im Jahr 2020 war der chi­ne­si­sche Neujahrsfeiertag vom 24. bis 30. Januar, und die Familien B und C waren die meis­te Zeit zu Hause geblie­ben. Die drei Familien kann­ten sich nicht und hat­ten die Aufzüge wäh­rend der mög­li­chen Infektionsperiode nicht gemein­sam benutzt…

Rachenabstrichproben von 217 ande­ren Personen (Anwohner und Mitarbeiter) in Block X, die zwi­schen dem 9. und 11. Februar ent­nom­men wur­den, waren alle negativ…

Die 3 jun­gen Mitglieder der Familie A, die im Hauptschlafzimmer geschla­fen haben, wer­den als Indexpatienten für Familie B, Person C1 und mög­li­cher­wei­se Person C2 ver­mu­tet. Wenn ein Indexpatient die Toilette im Hauptbadezimmer der Wohnung 1502 benutz­te und spül­te, konn­te der aus­ge­trock­ne­te Boden oder der Badewannenablauf im sel­ben Badezimmer mög­li­cher­wei­se auch virus­be­la­de­ne Bioaerosole in den Raum zurück­lau­fen las­sen wie bei ande­ren an das Entwässerungs­system ange­schlos­se­nen Räumen. Eine sol­che Möglichkeit wird durch 1 posi­ti­ve Oberflächenprobe aus dem Hauptbad der Wohnung 1602 und teil­wei­se durch die 4 posi­ti­ven Oberflächenproben aus dem Hauptbad im Jahr 1502 und mög­li­cher­wei­se auch durch die 1 posi­ti­ve Oberflächenprobe aus dem Hauptschlafzimmer der­sel­ben Wohnung unterstützt.«

Es fol­gen wei­te­re stets mit "könn­te" und "ver­mut­lich" ver­se­he­ne Details und der Hinweis "Dieser Artikel wur­de am 1. September 2020 auf annals.org ver­öf­fent­licht." Hat Herr Lauterbach die­se Quelle falsch buch­sta­biert und des­halb einen "unap­pe­tit­li­chen" Eindruck?

3 Antworten auf „Lauterbach warnt vor Klospülung“

  1. Sehr inter­es­sant. Ich woh­ne zur Zeit in einen Hochhaus. Diese klas­si­sche Könnte-Studie KÖNNTE von über­eif­ri­gen Staatsdienern aus­ge­nutzt wer­den um Ihre Lust am Regulieren aus­zu­le­ben. Vielleicht war­ten auch Auszeichnungen und Beförderungen auf beson­ders tat­kräf­ti­ge Gesundheitsamtmitarbeiter? Ein guter Rechtsanwalt muss pro­phy­lak­tisch her…

  2. "Könnte" ist das Zauberwort der Corona-Pandemie.

    Ich sage dazu nur:

    - nächs­te Woche KÖNNTE ein Asteroid auf der Erde ein­schla­gen der alles Leben vernichtet.

    - über­mor­gen KÖNNTEN Aliens auf der Erde lan­den und alle Männer umbrin­gen und alle Frauen – naja, was halt men­schen­un­ähn­li­che Aliens mit mensch­li­chen Frauen immer machen

    - nächs­ten Monat KÖNNTEN die Naturgesetze aus­fal­len (es gibt kei­ne Naturgesetzt das besagt, dass Naturgesetze immer und ewig gel­ten müss­ten) und die Sonne KÖNNTE explo­die­ren und die Erde kom­plett vernichten

    und am allerschlimmsten

    - mor­gen KÖNNTEN Sie und hun­der­te ande­re ein­fach sterben

    Die Bundesregierung soll­te sofort Zig-Billiardenbeträge bereit stel­len um die­ses unser Gesundheitssystem, ja unse­re gan­ze Gesellschaft, Kultur und unser Leben bedro­hen­de KÖNNTE mit allen Mitteln zu bekämp­fen und verhindern.

  3. Europäische Kommission (EK; KOM)
    Kommissar für Umwelt 

    Derzeitiger Amtsinhaber in der Kommission von der Leyen seit Dezember 2019 ist Virginijus Sinkevičius, der zugleich die Leitung des Kommissariats Ozeane und Fischerei innehat. 

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kommissar_f%C3%BCr_Umwelt

    Virginijus Sinkevičius

    Der Litauer ist seit dem 1. Dezember 2019 EK-(KOM-)Umweltkommissar (Kommissar für Umwelt und Ozeane in der Kommission von der Leyen). 

    https://de.wikipedia.org/wiki/Virginijus_Sinkevi%C4%8Dius

    https://www.bundestag.de/presse/hib/802186–802186

    Anrüchiges Abwasser (was­te­wa­ters). Das pan­de­mi­sche Böse lau­ert im oft unschön rie­chen­den Klo. Suchen und fin­den wir den das Allgemeinwohl bedro­hen­den üblen Darm, denn die Eingeweide eines infi­zier­ten Stückes Nutzvieh (Tier oder Mensch) könn­ten die gesam­te Herde schlimm schädigen. 

    Brussels, 17.3.2021

    C(2021) 1925 final 

    COMMISSION RECOMMENDATION of 17.3.2021 on a com­mon approach to estab­lish a sys­te­ma­tic sur­veil­lan­ce of SARS-CoV‑2 and its vari­ants in was­te­wa­ters in the EU 

    https://ec.europa.eu/environment/pdf/water/recommendation_covid19_monitoring_wastewaters.pdf

    Saubermacher Virginijus Sinkevičius @VSinkevicius wagt den Griff ins Klo: 

    Wastewater as a cost effec­ti­ve, reli­able source of info to track coro­na­vi­rus & its vari­ants. Yes, it’s possible!
    @EU_Commission recom­mends to all coun­tries to collect & share know­ledge from was­te­wa­ter sur­veil­lan­ce. Using all tools to fight the virus! 

    https://twitter.com/vsinkevicius/status/1372157903101104131

    .

    Ist schon ganz auf­ge­regt: COVIDPoops19 @COVIDPoops19

    https://twitter.com/COVIDPoops19/status/1372210187969302528

    COVIDPoops19

    Summary of Global SARS-CoV‑2 Wastewater Monitoring Efforts by UC Merced Researchers 

    https://ucmerced.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/c778145ea5bb4daeb58d31afee389082

    BERKELEY, May 13, 2020 – The first 25 teams awar­ded seed fun­ding for tech­no­lo­gy pro­jects desi­gned to miti­ga­te the COVID-19 cri­sis were announ­ced today by CITRIS and the Banatao Institute, a mul­ti­cam­pus rese­arch insti­tu­te of the University of California, head­quar­te­red at UC Berkeley. Within days of the app­li­ca­ti­on dead­line, a $1.6 mil­li­on matching chal­len­ge from an anony­mous donor expan­ded poten­ti­al fun­ding expo­nen­ti­al­ly, incre­a­sing the num­ber of pro­jects that can be awarded. 

    Rapid-cycle ven­ti­la­tors; next-gen face masks; new algo­rith­ms for con­ta­ct tra­cing and advan­ce pre­dic­tion; a geno­me brow­ser to inte­gra­te mole­cu­lar-level gene­tic infor­ma­ti­on to acce­le­ra­te rese­arch; and a por­ta­ble, point-of-care rapid-tes­ting device the size of a credit card are some of the poten­ti­al “game-chan­gers” among the 97 pro­po­sals recei­ved. Interdisciplinary pro­jects cove­r­ed many aspects of the pandemic’s impact, from tes­ting, tre­at­ment, and trans­mis­si­on to geno­mics and viro­lo­gy, poli­cy and privacy. 

    https://citris-uc.org/ucs-citris-launches-covid-19-response-with-25-awards-for-innovative-technologies/

    We bring the exper­ti­se of mul­ti­ple disci­pli­nes to bear on cri­ti­cal chal­len­ges such as designing sus­tainab­le ener­gy, water, and trans­por­ta­ti­on sys­tems; impro­ving the human expe­ri­ence with robo­tics and inclu­si­ve intel­li­gence; moder­ni­zing health care deli­very; fos­te­ring respon­si­ble tech poli­cy; pro­mo­ting diver­se per­spec­ti­ves; and exami­ning the future of work and the glo­bal eco­no­my in the age of automation.

    CITRIS and the Banatao Institute repre­sent a bold and exci­ting visi­on that enga­ges one of the top uni­ver­si­ty sys­tems in the world to gene­ra­te social and eco­no­mic benefits. 

    https://citris-uc.org/about/mission-history/

    .

    “A Multicampus Infrastructure to Advance Telehealth Implementation for Low-Income Californians in Response to COVID-19” 

    “Identifying and Quantifying COVID-19 Misinformation” [ Drosten oder Wieler wider­spre­chen ist Desinformation? Anm. ] 

    “Strain-level sur­veil­lan­ce of SARS-CoV‑2 and RNA viro­mes in muni­ci­pal wastewater” 

    “Vine Robot for Automated Nasopharyngeal Swabbing” 

    “At home per­so­na­li­zed moni­to­ring of exha­led breath inflamma­to­ry bio­mar­kers for known or suspec­ted COVID-19 patients” 

    “Integrated Quantitative Microbial Risk Assessment and Geospatial Analysis of SARS-CoV‑2 in Wastewater for Vulnerable Populations” 

    https://citris-uc.org/citris-covid-19-seed-funding-awarded-projects/

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    Sinkevicius: Nach der Pandemie kei­ne Rückkehr zum „Business as usual“ 

    Nach der Pandemie darf es kei­ne Rückkehr zum „Business as usu­al“ geben; kein noch so gro­ßer wirt­schaft­li­cher Druck soll­te die Gesellschaft dazu zwin­gen, Kompromisse bei der Gesundheit der Menschen und des Planeten ein­zu­ge­hen, so Virginijus Sinkevičius im Interview über die Folgen der COVID-19-Pandemie.

    (…) Es darf kei­ne Rückkehr zum „Business as usu­al“ geben, und kein noch so gro­ßer wirt­schaft­li­cher Druck soll­te uns dazu zwin­gen, Kompromisse bei der Gesundheit der Menschen und der Gesundheit unse­res Planeten einzugehen. 

    https://www.euractiv.de/section/jugend-bildung/interview/sinkevicius-kein-business-as-usual-nach-der-pandemie/

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